Kämpfen – oder einen Blick riskieren

Wir alle kämpfen, ständig und überall.
Mit dem Essen, dem Wetter, den Nachbarn.

Wir kämpfen um unsere Rechte und so mancher kämpft sich in den Schlaf.

Wir kämpfen auch mit den Tränen.

Zappeln, rennen, hetzen.
Nur nicht stehenbleiben.
Wir müssen weitergehen!

Kämpfen ist Bewegung.
Bewegung ist Leben.
Ist Stillstand also der Tod?

Kampf wird unsere zweite Natur,
überall lauern Gefahren.
„Die anderen tun es doch auch!“

Doch mit dem ständigen Kämpfen
schwinden auch die Kräfte.

So viele Schauplätze, so viele Feinde!

Irgendwann können wir nicht mehr.
Ausgezehrt, verzweifelt, schwach.
Wir sind am Ende unserer Kräfte.

Aufgeben.
Das Einzige, was möglich bleibt.

Unser Körper verlangt Ruhe –
oder wird bereit für den Tod.

Wir liegen am Boden und wagen es, dem Feind ins Auge zu sehen.
„Hier bitte. Nimm mich und mach schnell.“

Dann wird es still in uns.
Die Kampfmaschine wird wieder Mensch.
Wir erwarten den Tod und
verwandeln uns zurück.

Aus dem hässlich-kalten, getriebenen Roboter wird wieder der zart-bunte Schmetterling, der einst Momente, Lächeln und Träume brachte.

Das spürt, das ergreift nun auch unser kampfbereites Gegenüber.

Hast du schon einmal in aller Verletzlichkeit einem anderen in die Augen geschaut?
Wer da noch kämpfen kann, der ist noch nicht mal Tier.

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